Leadership by Hans H. Hinterhuber

Leadership by Hans H. Hinterhuber

Autor:Hans H. Hinterhuber
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Frankfurter Allgemeine Buch
veröffentlicht: 2015-09-10T00:00:00+00:00


Gerhard von Scharnhorst: Ausbilder einer Generation

'In den Augenblicken, da die großen Absichten

verloren gehen und ein kleiner Geist der Künstelei

wirksam wird, geschieht nichts Großes mehr.'

Gerhard von Scharnhorst

Im Jahre 1801 richtete Gerhard von Scharnhorst (1755–1813) ein Gesuch an den König von Preußen, in dem er um Einstellung in die preußische Armee bat. Dieses Jahr kann als der Beginn einer neuen Ära des strategischen Denkens angesehen werden. Als Leiter der 'Allgemeinen Kriegschule' (1804), die 1859 in 'Kriegsakademie' umbenannt wurde, wurde Scharnhorst zum Erzieher einer neuen Offiziersgeneration. Im Rahmen der Preußischen Reform konzipierte Scharnhorst ein Militär Bildungswesen, das Bildung über das militärische Wissen hinaus vermitteln sollte. Die Scharnhorstsche Schule war Führungsschule und Lebensschule zugleich. Der Lehrplan enthielt z.B. die Selbstbetrachtungen Marc Aurels und die Kantsche Philosophie. Etwas von dem kategorischen Imperativ Kants ('Handle so, dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne') wirkte in Scharnhorsts Zeitgenossen Clausewitz, Gneisenau und Moltke fort.

Anleitung zum Selbstdenken

Die Bedeutung Scharnhorsts auf dem Gebiet der Strategie ist vor allem in der Ausbildung einer Generation selbstständig denkender und handelnder Männer zu sehen. Er erkannte, dass die Struktur einer effizienten Organisation von der Qualität ihrer Mitglieder und vom Besitz einer gemeinsamen Vision abhängt. Praktisch entscheidend war für Scharnhorst die Fähigkeit, das theoretisch Erkannte umzusetzen. Scharnhorst kann in diesem Zusammenhang als Vorläufer der Methode der Fallstudien angesehen werden. Die Kenntnis allgemeiner Regeln genügt nach seiner Ansicht nicht, es komme auf ihre Anwendung in der besonderen Situation an. Die meisten der strategischen Grundsätze haben immer nur Wert unter ganz bestimmten Bedingungen und bei Berücksichtigung der besonderen Umstände. Man muss letztere kennen, um zu sehen, welche Regeln überhaupt angewendet werden können. Scharnhorsts System der Führungskräfteentwicklung ist 'Anleitung zum Selbstdenken'. Seine Hauptgrundsätze lauten 86 :

Methoden des Unterrichts

• Oberstes Bildungsziel ist die Anleitung zum Selbst und Weiterdenken und die systematische Entwicklung des eigenen Urteils.

• Jede einseitige Ausbildung ist zu vermeiden.

• Die Ausbildung ist von allem Ballast, der von den großen sachlichen Aufgaben ablenkt, zu befreien. Es gilt 'die Erfahrung mit der Theorie zu verbinden'.

• Der Erfolg liegt 'in der Geschicklichkeit der Einleitung eines vorteilhaften Mechanismus und in der Kunst der Herbeiführung des Unerwarteten'.

Auch für die Methode des Unterrichts hat Scharnhorst wichtige Grundsätze aufgestellt 87 :

• Man muss mehr auf die Gründlichkeit als auf die Menge des Erlernten sehen. 'Es ist bei jeder Lehranstalt eine Hauptsache, nicht zu viel zu lehren, aber dahin zu sehen, dass die Schüler dasjenige, was sie lernen, auch mit Fertigkeit anzuwenden verstehen.'

• Dem Schüler sollen keine fertigen Ergebnisse vorgetragen werden, sondern er soll 'durch seine eigene Betrachtung das herausbringen, wozu er sonst sein Gedächtnis beschweren müsste'.

• 'Es muss nur das gelehrt werden, was jeder Schüler von gewöhnlichen Fähigkeiten zu begreifen im Stande ist.'

• Der Vortrag des Lehrers soll vom Beispiel ausgehen. Der Lehrer 'soll nichts oder doch nur sehr wenig in Regeln vortragen', die Regeln müssen sich gewissermaßen von selbst ergeben. Trägt man Regeln vor, verleite man die Schüler zu glauben, dass sie alles wissen: 'Anstatt dem jungen Offizier Regeln über die Belagerungskunst beizubringen, ist es zweckdienlicher, ihm eine Belagerung selbst vor Augen zu führen.



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